Sterbebegleitung für Tiere: Lolas Geschichte

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Sie lernten sich 2011 kennen, als Lola etwa drei Jahre alt war. Sie war als Straßenhund in Spanien aufgegriffen und von einer deutschen Organisation vor dem Einschläfern gerettet worden. Als Jasmina Lola bei ihrer Pflegefamilie besuchte, kam Lola zu ihr gelaufen und setzte sich auf ihre Füße. So als wolle sie sagen: “Ich komme mit dir”. Und das tat sie dann auch.

“Wenn wir Freude am Leben haben, kommen die Glücksmomente von selber.” ~ Ernst Ferstl ~
Lola und Jasmina verband ihre Liebe zum Leben.

Lola war ihr ganzes Leben ein Quatschkopf. Immer super quirlig. Jasmina nannte sie den Benjamin Button der Hundewelt, weil sie mit jedem Jahr mehr jünger zu werden schien. Sie genoß es im Mittelpunkt zu stehen. Sie hat jeden Raum mit Sonne geflutet. Lichtbringer. Glücksbringer.

Anfang 2021 bekam Lola Husten. Jasmina hat sich nichts weiter dabei gedacht, weil sie viel im Schnee spazieren gegangen waren. Sie dachte, ihr Hund hätte einfach eine Erkältung. Der Hustensaft vom Tierarzt hat Lola erstmal gut geholfen.

Von da an hustete Lola immer mal wieder. Aufgrund Lolas Alters hat sich Jasmina dann doch Gedanken gemacht und sich gefragt, ob etwas mit ihrem Herzen nicht stimme (Husten bei Hunden kann ein Symptom für Herzprobleme sein). Sie vereinbarte deswegen einen Termin in der Kardiologie der Tierklinik Stuttgart. Die Untersuchung beim Herzspezialisten zeigte keine größeren Auffälligkeiten. Dann wurde ein Röntgenbild gemacht, auf dem sich ein Schatten über Lolas Lunge zeigte, den die Tierärztin für einen Primärtumor hielt und daraufhin eine genauere Untersuchung vorschlug. Die Biopsie und die CT-Untersuchung ergaben, dass sich in Lolas Brust ein bösartiges Bronchialkarzinom befand. Es lag an einer äußerst blöden Stelle, zwischen Speiseröhre und Lunge. Die Prognose der Onkologin, dass Lola wahrscheinlich nur noch zwei bis vier Monate, bestenfalls sechs, zu leben habe, kam als Schock und war einfach unfassbar. Lola sah kerngesund aus! In der folgenden Woche wägte Jasmina die Optionen ab. Es gab die Möglichkeit einer sehr riskanten Operation, gegen die sie sich letztendlich entschied. Nicht nur aufgrund der Gefahr, dass ihr Hund den Eingriff nicht überleben würde, sondern auch, weil es wegen der damals herrschenden Corona-Beschränkungen bedeutet hätte, dass Lola zwei Wochen in der Tierklinik hätte bleiben müssen. Also an einem Ort, den sie ganz und gar nicht mochte.

Jasmina wusste, dass es Lola egal war, ob sie noch zehn Jahre hatte oder zwei, oder auch nur sechs Wochen. Hauptsache, dass ihr verbleibendes Leben gut war. Jasmina passte Lolas Futter an, um das Tumorwachstum nicht zu beschleunigen, und unterstützte Lolas Wohlbefinden mit Homöopathie und Heilpilzen. Alle paar Wochen wurde ein Röntgen gemacht, um die Entwicklung des Karzinoms zu beobachten. Sieben glückliche Monate später fing Lola an, mehr zu husten und ihre Blutwerte verschlechterten sich. Trotzdem war das Leben für Lola noch immer schön. Sie war weiterhin fröhlich, ging gerne spazieren und liebte es nach wie vor zu spielen. Und das blieb auch so bis drei Wochen vor ihrem Tod.

Dann wurde Wasser in Lolas Lunge festgestellt. Außerdem hatte sie vor kurzem auch zu humpeln begonnen. Die Tierärztin vermutete einen Kreuzbandriss. Während des Tierarztbesuchs verhielt sich Lola unruhig und hatte Atemnot. Es wurde ihr ein Diuretikum verschrieben und eine geplante Euthanasie für die nächsten Tagen vorgeschlagen.

Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Ab dem Zeitpunkt der Krebsdiagnose hatte Jasmina begonnen, viel zu recherchieren. Dabei stieß sie auf das Thema Sterbebegleitung für Tiere und fühlte sich davon sehr angesprochen. Sie fand einige hilfreiche Quellen wie den Podcast von Vanessa Reif, die in Deutschland ein Tierhospiz (Villa Anima) betreibt und Menschen in ihrer Trauer über den Verlust eines Haustiers unterstützt. Der Vorschlag der Tierärztin, Lola einzuschläfern, löste in Jasmina einen Ansturm von Gedanken und Gefühlen aus. Es war ihr klar, dass sie in diesem Moment nicht in der Verfassung war, eine gute Entscheidung zu treffen. Also verbrachte sie eine gute Stunde damit, sich innerlich zu beruhigen, um die Situation mit Fassung und Besonnenheit betrachten zu können. Alle Zweifel lösten sich auf und ihr wurde klar, dass jetzt – wenn überhaupt jemals – nicht der richtige Zeitpunkt für Euthanasie war.

Es sei hier auch erwähnt, dass Lola, als sie vom Tierarzt heim kam, nicht mehr unruhig war und dass sich ihre Atmung, obwohl sie immer noch etwas mühsam war, verbessert hatte. An diesem Nachmittag besorgte Jasmina einen “Wagen” für Lola, in dem sie spazieren fahren konnte. Sie war sich nicht sicher, wie ihre Hundedame reagieren würde. Vielleicht ängstlich oder unsicher? Doch Lola liebte ihre “Kutsche” von Anfang an. Jasmina sagt, dass Lola die Welt aus einer neuen Perspektive sehen konnte und das sehr genossen hat.

Ihre Mobilitätseinschränkung war für Lola kein Problem.
Spazierengehen mit Stil.
Lola genoss die neue Perspektive, die ihr die Spazierfahrten in ihrem Wägelchen ermöglichten.

In den letzten Tagen vor ihrem Tod wurde Lolas Atmung etwas schwerer und sie brauchte nun immer einige Minuten, um die richtige Position zu finden, in der sie beim Liegen nicht zu husten begann. Sie schlief die Nächte friedlich durch. Sie fraß zunehmend weniger, doch noch immer gerne ihre Snacks.

Unter der Woche, wenn Jasmina bei der Arbeit war, blieb Lola bei Jasminas Mutter, um Gesellschaft zu haben. Kurz vor Weihnachten, an dem Tag, der mit Lolas Tod endete, war Jasmina zu Hause. Ihr erster Tag im Home Office. Das Timing hätte nicht besser sein können, denn Jasmina hatte gehofft, dabei zu sein, wenn Lola ihre Reise über die Regenbogenbrücke tun würde. Es war ein anstrengender Tag für die kleine Hündin. Sie hielt sich auf die Vorderpfoten gestemmt im Sitzen hoch. Liegen war einfach zu unbequem. Man konnte ihr ansehen, wie anstrengend das für sie war. Jasmina versuchte ihr zu helfen, aber Lola zeigte ihr deutlich, dass sie die Dinge selbst regeln wollte. Ihren Hund so zu erleben, war in manchen Momenten emotional sehr schwierig.

Seit Lolas Krebsdiagnose war Jasmina zusätzlich zur der ortsansässigen auch mit einer ganzheitlichen Tierärztin in Kontakt, die homöopathisch unterstützte. Als sie von Lolas Zustand hörte, empfahl die letztere Kortison Tabletten, um Erleichterung zu verschaffen. Doch diese halfen nicht. Daraufhin riet sie Jasmina, die reguläre Tierärztin vor Ort zu fragen, ob sie ihr eine Kortisonspritze zum nach Hause nehmen für Lola geben würde. Gesagt, getan.

Lola wollte nichts mehr fressen, trank aber immer noch Wasser. Das Zuschauen, wie sehr sich ihr kleiner Liebling abmühte, sich aufrecht zu halten, ohne dass die ihr angebotene Hilfe angenommen wurde, war eine Herausforderung. Der Umstand, dass es oft nichts zu tun gibt, wenn man einen Sterbenden begleitet, ist häufig schwer zu ertragen. Was gefragt ist, ist unsere Achtsamkeit, Ruhe und Präsenz. Der Körper weiß wie Sterben geht. Zeit geben und sein lassen, eintauchen in das Nicht-Wissen von wann und wie genau. Jasmina wandte sich an die Tierkommunikatorin, die mit Lola seit ungefähr zwei Wochen regelmässig in Kontakt gestanden hatte, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich nichts wollte oder brauchte. Lola vermittelte, dass sie zufrieden war und sagte: “Ich mach das schon, Mama”.

Entspannung und Frieden finden, selbst wenn es einem nicht so gut geht.

Unmittelbar nach dieser telepathischen Kommunikation entspannte sich Lola sichtlich. Sie war sogar in der Lage, eine bequeme Liegeposition zu finden, um sich auszuruhen. Sie wirkte friedlich. Jasmina saß still bei ihr und wusste plötzlich, dass die Zeit des Abschieds ganz nah war. Sie fühlte sich traurig und weinte. Als die Tränen versiegten, streichelte sie Lola sanft. Sie erzählte ihr all die schönen und lustigen Momente aus ihrem gemeinsamen Leben, die ihr in den Sinn kamen. So entstand eine entspannte Atmosphäre. Eine Atempause.

Nach etwa einer Stunde wurde Lola wieder etwas unruhig, setzte sich auf und keuchte beim Atmen. Jasmina sagte zu ihr, dass sie eine Injektion habe, die ihr Erleichterung verschaffen könnte. In Gedanken stellte sie sich vor, dass Lola zu ihr rüber kam und sich mit dem Rücken zugewendet vor sie hinsetzte. Dies als Verständigungszeichen, dass sie die Spritze haben wollte. Lola stand auf, ging zu Jasmina und setzte sich genauso hin. Lola blieb ganz ruhig und zuckte kein einziges Mal, obwohl Jasmina, da ungeübt, etwas ungeschickt hantierte.

Letzte Spazierfahrt.

Jasmina und ihr Partner verspürten plötzlich gleichzeitig den starken Impuls, mit dem Hund spazieren zu gehen. Lola wurde nach unten getragen und auf die Wiese gesetzt, wo sie sofort ihre Blase erleichterte. Dann im Wägelchen eine Stunde lang durch das weihnachtlich beleuchtete Viertel. Lola war aufmerksam und wach und nahm jedes Detail dieser schönen Nacht in sich auf. Die Tortur des Tages war vergessen, als der Zauber der Adventsnacht sie erfasste.

Als sie wieder zu Hause waren, noch bevor sie ihre Stiefel und Jacke ausgezogen hatte, öffnete Jasmina die Balkontür. Das war sehr untypisch, doch irgendetwas in ihr gab ihr den Anstoß dafür. Dann holte sie Lola die Treppe hoch, die plötzlich mit einem Energieschub auf den Balkon flitzte. Jasmina war erstaunt und schrieb dieses Verhalten der Kortisoninjektion zu, die sie Lola vorher verabreicht hatte. Eine Minute später sah sie nach Lola, die an ihrem Lieblingsplatz unter dem Tisch im Freien lag. In diesem Moment tat Lola ihren letzten Atemzug. Ohne Keuchen oder Husten starb sie ganz ruhig und friedlich.

Jedes Mal, wenn Jasmina diese letzten Momente in Gedanken Revue passieren lässt, ist sie einfach nur erstaunt. Lola sprintete auf den Balkon als müsse sie zum Zug. Wie schnell und einfach sie ihren Körper verließ. Sie atmete ein letztes Mal aus, gerade als Jasmina zu ihr trat. Ein Blick in die starren, leeren Augen ihres Hundes und Jasmina wusste, das Lola es geschafft hatte.

Wenn Jasmina sich an diesen sanften Tod erinnert, als sie mir davon erzählt, ist sie immer noch verblüfft und voller Ehrfurcht. Ihre Hündin starb genau so, wie sie auch ihr ganzen Leben gelebt hatte – selbstbestimmt. Sie hatte sich bewusst den Home Office Tag von Jasmina ausgesucht, um es nicht in der Anwesenheit deren Mutter zu tun, für die dies zu viel gewesen wäre. “Das war eine richtige Anfänger Sterbebegleitung”, sagt Jasmina und fügt hinzu: “Sie hat nichts von mir gebraucht außer den passenden Rahmen.” Doch genau darum geht es bei der Sterbebegleitung von Tieren zum selbstbestimmten Tod: die innere Haltung des Menschen, der differenzieren kann zwischen seinen eigenen Gefühlen und dem, was mit dem Tier geschieht. Dann gibt es keine Projektionen von Angst und Leiden. Jasmina hatte sich ja monatelang darauf vorbereitet, sodass sie, als es so weit war, zu-, sein- und loslassen konnte. Sie war zutiefst dankbar, dass sie den Vorschlag der Tierärztin zur Euthanasie zwei Wochen zuvor abgelehnt hatte. Da steckte noch so viel Leben für Lola in dieser Zeit und neue Erfahrungen wie die Spazierfahrten im “Lolamobil”. Es wäre wirklich schade für sie beide gewesen, all dies nicht erlebt zu haben.

Auf die Frage, was das Schwierigste an der Sterbebegleitung für Lola war, antwortet Jasmina: “Ich selbst, meine Gedanken.” Die Verlustängste über die räumliche Trennung, die bald bevorstand. Die Horror Stories, die sich das Kopfkino ausdachte, über furchtbares Leiden. Aber keinen Moment lang zweifelte Jasmina an Lola. Sie sorgte sich nur um ihre eigenen Reaktionen und die ihrer Familie und Freunde. Jeder sollte sich die Zeit nehmen, solange sein Hund noch glücklich und gesund ist, um sich mit den Themen Sterben, Trauer und Verlust auseinanderzusetzen, meint Jasmina. Um sich auf das vorzubereiten, was eines Tages passieren wird, ob wir es wollen oder nicht.

Jasmina teilt Lolas Geschichte gerne mit anderen, um das Bewusstsein dafür zu wecken, dass Euthanasie nicht die einzige Art für ein Tier ist, zu sterben. Nur weil Tierärzte in ihrer Ausbildung nichts über den natürlichen Tod lernen, heißt das nicht, dass Tierhalter nicht selbst recherchieren und entdecken können, dass Sterbebegleitung inklusive selbstbestimmtem Todeszeitpunkt für ein Tier möglich ist. Jasmina ist der Meinung, dass die vielleicht größte Herausforderung in diesem Zusammenhang ist, zu lernen, zwischen der Projektion des eigenen Leidens auf das Tier und der Wahrnehmung dessen, was tatsächlich in dem Tier vorgeht, zu unterscheiden. Jasmina vermutet, dass Lola sich gegen die von der Tierärztin empfohlene Euthanasie gewehrt hätte. Das wäre für sie selbst eine traumatische Erfahrung gewesen.

Auf die Frage, was das Schönste an der Sterbebegleitung für Lola war, antwortet Jasmina: “Ihr einfach ihren freien Willen gelassen zu haben. Ihr nicht die Selbstbestimmtheit genommen zu haben. Sondern dass sie selbst in der Lage war zu steuern. Dass ich sie nicht bevormundet habe und ihr damit, glaube ich, das größte Geschenk gemacht habe.” Es erfülle sie mit großem Stolz, Glück und Genugtuung, dass sie so loslassen konnte, damit Lola ihr eigenes Ding machen konnte. Loszulassen, obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie für Lola verantwortlich gewesen war. Die Menschen, die Jasmina am nächsten standen, unterstützten ihre Entscheidung zur Sterbebegleitung voll und ganz. Die ansässige Tierärztin jedoch tat sich damit schwer. Im Gespräch mit ihr stellte sich heraus, dass der lange und leidvolle Tod ihres eigenen Vaters die Tierärztin traumatisiert hatte. Sie hatte sich innigst gewünscht, dass Euthanasie für ihn verfügbar gewesen wäre. Abgesehen davon, dass Sterbebegleitung und natürlicher Tod in der Veterinärausbildung nicht abgehandelt werden, wurde die mangelnde Offenheit dieser Tierärztin noch durch diese negative persönliche Erfahrung mit dem Tod ihres Vaters verstärkt. Nichtsdestotrotz tat sie ihr Bestes, um Jasmina und Lola zu unterstützen.

Was würde Jasmina gerne Menschen mit auf den Weg geben, die Sterbebegleitung für ihr Tier erwägen? Keine überstürzten Entscheidungen zu treffen. Es war unglaublich wertvoll für sie, sich Zeit zu nehmen, um sich zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bekommen, als sie sich so aufgewühlt fühlte. Wenn die Dinge schlecht aussehen, neigen wir dazu, sie so schnell wie möglich beenden zu wollen. Das ist aber nicht die richtige Einstellung, um eine so wichtige Entscheidung wie das Beenden eines Lebens zu treffen. In den meisten Fällen können Schmerz- oder Beruhigungsmittel dafür sorgen, dass es unserem sterbenden Tier gut genug geht, damit wir uns Zeit nehmen können, um Ruhe und Klarheit zu finden. Überschnelle Entscheidungen ziehen häufig Bedauern nach sich.

Das Verweilen mit Lolas totem Körper half Jasmina das Geschehene zu integrieren.

Nach Lolas Tod brachten sie ihren Leichnam vom Balkon in die Wohnung und legten ihn auf ihr Bett. Jasmina wollte Lola nahe sein und verbrachte die Nacht auf einer Matratze neben ihr auf dem Boden. Stundenlang hielt sie gemeinsam mit ihrem Partner die Totenwache. Dabei erinnerte sie sich an eine Geschichte nach der anderen. Zum Beispiel die, als Lola eine Aluminium Leberwursttube gefressen hatte und Jasmina ihr dann Sauerkraut gab, um den Ausscheidungsprozess zu unterstützen, und sie drei Tage lang Glitzer kackte. So verging die Nacht mit Lachen und Weinen.

Am nächsten Morgen brachten sie Lolas toten Körper mit dem Auto zum etwa 100 km entfernten Tierkrematorium Himmelswelt in Heilbronn. Es hätte auch nähere Alternativen gegeben, aber bei der Recherche auf Animaltree.de hatte Jasmina dieses am meisten angesprochen. Lolas toter Körper sah genauso schön aus wie immer, es waren keine Verwesungsflüssigkeiten ausgetreten. Jasmina wählte Himmelswelt aus zwei Gründen: Erstens wurde es wärmstens empfohlen, da die Mitarbeiter sehr einfühlsam mit ihren Klienten umgehen. Und zweitens wollte sie die Zeit bis zum endgültigen Abschied ausdehnen. Auf der Fahrt ging es durch das erste Dorf, wo Lola bei Jasmina eingezogen war. Durch den Wald, den sie so sehr geliebt hatte. So machten sie quasi eine Abschiedstour. Die Übergabe von Lolas Leichnam an das Krematorium war sehr schwierig, nach mehr als einem Jahrzehnt gemeinsamen Lebens. Es brauchte gut zwanzig Minuten des “noch ein letztes Mal Streicheln, noch ein letzter Kuss”, bis Jasmina die Bereitschaft fand sie herzugeben.

Jasmina vergewisserte sich nochmals, dass Lola einzelkremiert werden würde und die Himmelswelt Mitarbeiterin erklärte ihr von neuem die Abfolge des gesamten Prozesses, der genauso abläuft wie bei der Kremation von menschlichen Überresten. Jasmina bat, Lolas Asche auf zwei Urnen zu verteilen. Eine für sie selbst, die andere für ihre Mutter.

Hätte sie die Möglichkeit gehabt, hätte Jasmina ihren Hund im Garten beigesetzt und alle ihre Freunde zu einer Abschiedsfeier eingeladen. Doch leider war das keine Option. Aber auch Lolas Asche in einer Urne auf dem für sie speziell kreierten Altar daheim zu haben, bietet einen physischen Ort der Erinnerung, obgleich Lola natürlich für immer in Jasminas Herz verweilt.

Seit Lolas Tod wiederholen Jasmina und ihr Partner jeden Abend den letzten gemeinsamen Spaziergang. Dabei hängt sich Jasmina die Leine ihres Hundes um und so ist Lola symbolisch mit dabei. Sie werden dieses kleine Ritual des “Lola Gedenkwegs” fortsetzen bis die Weihnachtsbeleuchtung weggepackt wird. Jasmina nutzt diese Zeit, um sich bewusst an diesen letzten Tag zu erinnern und daran, wie perfekt er war. Sie sagt, dass wir ja oft dazu neigen, im Rückblick Dinge schlecht zu reden. Das passiert auch ihr – all die “hätte ich”s oder “was wäre wenn”s, die ihr immer mal wieder im Kopf schwirren. Der innere Kritiker sucht gerne nach Fehlern und läßt uns so an unseren Handlungen zweifeln. Der abendliche Spaziergang dient als Anker der Achtsamkeit. Alles war perfekt genauso wie es war. Jasmina sagt, dass das Gefühl der Dankbarkeit so viel größer ist als das der Trauer. Sie fühlt sich sehr mit Lola verbunden. Da ist ein tiefer Frieden.

Jasmina vermutet, dass Tierhalter, die sich für Euthanasie entscheiden, für gewöhnlich länger brauchen, bis sie dieses Gefühl der Dankbarkeit spüren können. Die mit der Euthanasie oft verbundenen Zweifel und Schuldgefühle nehmen den ganzen inneren Raum ein.

Lolas größtes Geschenk an Jasmina war, dass sie Jasmina immer wieder ins Hier und Jetzt abholte. Sie brachte ihr bei, dass wichtig ist, was gerade in diesem Moment ist und nicht, was in drei Tagen oder drei Wochen vielleicht sein wird.

Jasmina sieht Lola als größten Lehrmeister ihres Lebens.
Bearbeitung des Originalfotos von Sabinananda
Unterstützung bei der Sterbebegleitung für dein Tier

Wenn du mich an deiner Seite haben möchtest, während du dein sterbendes Tier betreust, kontaktiere mich bitte. Ich spreche Deutsch und Englisch – in Österreich geboren und aufgewachsen, lebe ich nun in Australien. Ich lade dich ein, meine anderen Blog Artikel zum Thema Sterbebegleitung von Tieren zu lesen (im Moment vorwiegend auf Englisch, deutsche Übersetzungen werden nach und nach verfügbar sein). Ich schreibe über meine eigenen Erfahrungen, gebe praktische Tipps und Links zu wertvollen Ressourcen und biete einen death positive Rahmen, in dem es nicht morbide oder tabu ist, über das Sterben und den Tod zu sprechen.


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